VIA ARTIS
Künstlerweg im Ausseerland
GRUNDLSEE II A "Gabillonhaus
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Das Gabillonhaus, benannt nach seinen Erbauern, dem Burgschauspieler-Ehepaar Ludwig und Zerline Gabillon und über 100 Jahre im Familienbesitz, war immer ein Ort der Begegnung. Bei Gabillon versammelten sich Künstler aller Art. In diesem Sinn sollte es auch weitergeführt werden.
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Der Burgschauspieler Romuald Pekny nimmt den Auftrag an und erweitert ihn, indem er das Haus öffnet für Land und Leute. Er gründet 1987 den Ausseer Kultursommer (AKU), heute „Die Arche am Grundlsee", mit seiner Frau Eva Petrus-Pekny (Gestalterin) und Adelheid Picha (Professorin, Schauspielerin, Volkstheater Wien, Theater in der Josefstadt, Rezitatorin). 1990 kommt der Musikant Johannes Daxner dazu. Romuald Pekny sägt das Haus durch. So entsteht ein kleiner Saal fürs Publikum.
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"Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort"
Eichendorff
Ludwig und Zerline Gabillon
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Gabillon stammte aus einer nach Mecklenburg eingewanderten Hugenottenfamilie. Als Gymnasiast erlebte er in Güstrow eine Aufführung der Oper Die Stumme von Portici durch die Theatergesellschaft von Karl Friedrich Bethmann. Er war derart begeistert und mit Erlaubnis seiner Eltern schloss er sich dem Bethmannschen Ensemble an und konnte bereits Ostern 1844 als .Indianer erfolgreich debütieren.
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Als 1846 sein Vertrag endete, ging Gabillon nach Oldenburg und danach nach Schwerin. Nächste Station war das Hoftheater Kassel, wo er bis Frühjahr 1851 Mitglied des Ensembles war. Anschließend wurde er bis Frühjahr 1853 ans Opernhaus Hannover engagiert. Zu dieser Zeit traf er Heinrich Laube, der ihn ans Burgtheater nach Wien verpflichtete.
Im Sommer 1853 absolvierte Gabillon ein sensationelles Gastspiel am Her Majesty's Theatre (St. James Theatre) in London. Die Kritiker überschlugen sich und im Feuilleton der Times war zu lesen:
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„Wenn der Verstand diese schönen Mittel zu einem künstlerischen Ganzen geordnet, und er aus dem grünen Zustande seiner glücklichen Anfängerschaft herausgetreten sein wird, wird Gabillon bei jedem Theater sein Glück machen und sein Name bald in der Reihe der ersten Künstler glänzen dürfe".
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Im Oktober 1853 verabschiedete sich Gabillon als „Carl Moor und bereits am 3. Dezember desselben Jahres war er als „Sonnenkönig" erstmals in Wien zu sehen. Am 27. Juni 1856 heiratete er in zweiter Ehe seine - ebenfalls aus Güstrow stammende - Kollegin Zerline Würzburg.
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Zwischen 1875 und 1895 fungierte Gabillon am Burgtheater auch als Regisseur.
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Mit der Zeit avancierte das Schauspielerehepaar Ludwig und Zerline Gabillon zu den berühmtesten Schauspielern ihrer Zeit. Mit einem Repertoire von ru'id 300 Rollen war Ludwig Gabillon der bekannteste Charakterdarsteller; zu seinen erfolgreichsten Rollen gehörte die imposante Darstellung des Hagen in Hebbels „Die Nibelungen".
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Im Januar 1895 sah man Gabillon noch als „Giacomo Ne«. Als er von seiner im Anschluss angetretenen Sommerfrische in Grundlsee Ende August 1895 nach Wien zurückkam, übernahm er die Rolle des „Erdgeists". Bei den Proben erlitt er einen Schlaganfall. Gabillon starb am 13. Februar 1896 in Wien.
Den Nachruf verfasste der Theaterkritiker Paul Schlenther:
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„... ein Mann, der nicht geht, sondern schreitet. Eine Stimme, die nicht spricht, sondern schallt. Ein Auge, das nicht blickt, sondern blitzt. Eine Lippe, die nicht schlürft, sondern leert. Ein Herz, das nicht fühlt, sondern glüht. eine Hand, die nicht faßt, sondern fesselt. ein Arm, der den Spiß schwingt, einen Spieß, der trifft. Ein Schauspieler im Großen, ein Mensch im Freskostil: das war Ludwig Gabillon ..."
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Romuald Pekny
Romuald Pekny, geb. 1.7. 1920 in Wien - Ottakring, Burgschauspieler, Professor, Kammerschauspieler, der Abraham a Sancta Clara unserer Zeit (10 Jahre predigt er im ORF). Zahlreiche Ehrungen: Ritter des Ordens vom goldenen Sporn, Grillparzerring, Kainzmedaille, Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern, Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und viele mehr.
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Romuald Pekny prägt das deutschsprachige Theater nach dem Krieg bis in die 90er Jahre entscheidend mit.
Stationen: Die Stephansspieler (Wien) — Linzer Landestheater — Theater Basel - Städtische Bühnen Köln. Seit 1960 ist die Lebensachse: Münchner Kammerspiele - Salzburger Festspiele — Burgtheater Wien.
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Er spielt die große Weltliteratur. König, Bürger, Bettelmann, Kaiser, Päpste, Tod und Teufel.
Eine Lebensrolle war der Theodor in „Der Unbestechlich& von Hugo von Hofmannsthal. Der letzte Satz von Theodor lautet:
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„Es sind die irdischen Dinge sehr gebrechlich, es kann auch eine sehr starke Hand keine Schutzmauer aufbauen um ihre anbefohlenen Schützlinge. Aber ich hoffe, solange ich hier die Aufsicht über das Ganze in Händen behalte, wird demgemäß alles in schönster Ordnung sein."
Wenn Romuald Pekny diese Worte sagt, ist es nicht nur ein Versprechen für das Haus Gabillon, sondern auch für das Haus Österreich.
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Das Ausseer Land war die Sommerheimat von Romuald Pekny. Das Podium im Gabillonhaus am Grundlsee seine letzte Bühne. Der „Hagestolz" von Adalbert Stifter seine letzte Aussage:
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„Dann ging er noch die Strecke bis zu der Bergschneide empor — er blickte doch wieder um — ein glänzend schöner Tag lag über dem ganzen Thale. — — Hierauf ging er die wenigen Schritte um die Kuppe herum, und alles war hinter ihm verschwunden, und ein neues Thal und eine neue Luft war vor seinen Augen."
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Am 9. November 2007 starb Romuald Pekny in Linz.
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„Er wusste um die Macht des Wortes und die Stärke der Stimme. Als Schauspieler setzte er beides bewusst ein, um sein Publikum zu fesseln und sie in die Tiefe der Dramen zu entrücken. Mit Pekny fand immer eine Entrückung in eine andere Welt statt. Jede Rolle schien ihm auf den Leib geschrieben zu sein. Die Bühnenwelt, die Welt des Wortes, verlor mit seinem Tod einen ihrer größten Vertreter."
Nachruf von Claudia Schmied, Kultusministerin.